Es gibt Namen, bei denen man sofort ein Bild vor Augen hat. Ein Bild, das sich wie Zuhause anfühlt. Rogacki ist so ein Name. Er steht für das schöne Leben in West-Berlin, wie nur wenige andere. „Wir gehen zu Rogacki“ wurde zum geflügelten Wort. Es war und ist auch heute noch eine der schönsten Belohnungen.
„Wir gehen zu Rogacki.“ Dieser Satz hat auch für Hans Eiringhaus eine besondere Bedeutung. Gehört hat ihn der einstige Fußball-Manager und heutige rüstige Rentner in seiner Kindheit allerdings nur selten. Im Gespräch mit dem Berliner KURIER erinnert er sich: „Wenn es mit meinen Eltern zu Rogacki ging, war das immer ein Festtag. Den damaligen Duft des Ladens habe ich heute noch in der Nase. Trotz der vielen Male, die ich seitdem in meinem Leben dort war.“
Das Feinkostgeschäft Rogacki in der Wilmersdorfer Straße wie es heute aussieht.Schöning/Imago
„Wir gehen zu Rogacki“ kann man nicht oft genug hören
Rogacki ist etwas ganz Besonderes. Läuft man am Schaufenster des Delikatessen-Tempels vorbei, werden Sehnsüchte wach, aber manchmal aber gleich wieder erstickt, weil das Geld in der Tasche zu knapp ist. Genau das macht es aus und die Qualität der Feinkost-Spezialitäten rechtfertigen diesen Zustand bei jedem Besuch. „Rogacki kann man sich nicht immer leisten“, weiß Eiringhaus und hat vielleicht deshalb auch seine besondere Beziehung zum Feinkostgeschäft.
Was seine Eltern mit ihm machten, tat er dann auch. Er belohnte Menschen mit einem Gang zu seinem Lieblings-Feinkostgeschäft. Zu seinen Zeiten, als bei Tennis Borussia der sportliche Erfolg scheinbar gekauft werden konnte, führte er Hermann Gerland in die feine Küche von Rogacki. Der Tiger war hin und weg und wurde Stammgast mit Stammplatz. Selbst zu seinen Zeiten beim großen FC Bayern in München schwärmte er von Rogacki in Berlin. Den Stammplatz übernahm sein Trainer-Nachfolger Winnie Schäfer später nicht, Stammgast war er aber auch. Und erinnert sich trotz seiner folgenden Weltenbummler-Karriere stets gerne an die Delikatessen aus der Wilmersdorfer Straße.
Das Geschäft zieht seine Besucher mit seinem ganz besonderen Charme in seinen Bann. Was einige altmodisch nennen, ist vielmehr ein Berliner Original. Mittendrin steht der Räucherofen. Seit fast 100 Jahren. Geräuchert werden in ihm jeden Tag Fisch von Aal bis Lachs. Mit Fisch fing alles an und ist auch heute noch die Basis. Dazu kommen mit Eisbein, Buletten oder Kassler all die Berliner Leckereien, die den Gaumen verzaubern können.
Ramona und Dietmar Rogacki posierten vor einigen Jahren in ihrem Geschäft.Markus Wächter
Die Liste der illustren Gäste von Rogacki ist lang
Die Liste der illustren Gäste im Feinkost-Rogacki ließe sich endlos verlängern. Alle Gäste eint eines: das Besondere der Ware, die Freundlichkeit der Bedienung, das Stück heile Welt auch in schwierigen Zeiten.
All das wurde jäh aus den Angeln gerissen. Ein Feuer wütete in der Villa von Dietmar und Ramona Rogacki. Sie ist gerade im Geschäft, er Zuhause. Als die Feuerwehr bestätigte, dass Dietmar Rogacki in den Flammen den Tod gefunden hat, bricht eine Welt zusammen. Plötzlich kann nichts mehr so sein, wie es gewesen war.
Die Villa der Familie Rogacki in Spandau brennt lichterloh.Axel Billig/Pressefoto Wagner
Der Feuertod von Feinkost-König Rogacki bedroht das Unternehmen
Der Chef von Feinkost-Rogacki ist tot. Der Mann, der mit seiner Frau Ramona so stolz darauf war, dass er das Erbe seiner Großeltern – Paul und Lucia Rogacki 1928 fingen mit einem Räucherwarenhandel im Bezirk Wedding 1928 an – fortführen konnte.
In drei Jahren kann der Betrieb 100. Geburtstag feiern. Möge die Familie die Kraft finden, dieses Jubiläum so begehen zu können, wie es Feinkost-Rogacki gebührt.